Theophil Wurm war eine zwiespältige Gestalt. Als er im Herbst 1934 von den Deutschen Christen abgesetzt wurde, gab es vor seiner Wohnung in der Silberburgstraße die größte Freiluftdemonstration gegen die Nazis während des Dritten Reichs innerhalb Deutschlands mit etwa 6000 Menschen. Ich habe dazu in der Silberburgstraße eine Tafel anbringen lassen weniger wegen Wurm, sondern der Württemberger. Wäre der 20. Juli 1944 gelungen, hätte Wurm den neuen Staat ausrufen sollen. Er kam nur deswegen nicht vor Gericht, weil Hitler die taktische Marschroute ausgegeben hatte, dass die Bischöfe geschont werden (u. a. wegen der Vorgänge
im Herbst 1934). Zugleich war ein Vertreter des Antisemitismus Er saß für die stark rechts gerichtete Bürgerpartei in den Zwanziger Jahren im weltlichen Landtag von Württemberg.
Wenn der Staat ihn angriff, brachte er gern dies in Erinnerung. Grafeneck beanstandeten schon private Personen mit mehr Mut vor ihm. Er musste etwas dagegen tun, weil Grafeneck als erste Einrichtung, in denen Nazis Menschen töteten, in Württemberg lag. Ausgeheckt wurde Grafeneck in Stuttgart 150 Meter von der Stiftskirche entfernt. Z. B. ist es eine Legende, dass der Religiöse Sozialist Gotthilf Schenkel dank Wurm aus dem KZ freikam, weil Schenkel nie im KZ war.
Auch Karl Barth hat mit seinem Wort Während die Lutheraner schliefen, haben die Reformierten gewacht Unrecht. Dieses Wort bezieht sich auf eine Dreierzusammenkunft in einem Frankfurter Hotel, das Barmen vorbereitete und in dem die beiden lutheranischen Vertreter einen Mittagsschlaf abhielten. Karl Barth formulierte in dieser Zeit nicht eigenständig das Barmer Bekenntnis, sondern veränderte geringfügig die Berner Erklärung seines Freundes Adolf Keller vom März 1934. Keller war Generalsekretär des Schweizerischen Evang. Kirchenbundes und ein bekannter Ökumeniker. Den Nazis musste verschwiegen werden, dass dieses Wort aus dem Ausland stammt. Der erste öffentliche Auftritt der Bekennenden Kirche war nicht, wie verschiedentlich behauptet, in Barmen Ende Mai 1934. Barmen war vielmehr die Folge des Ulmer Bekenntniskirchentags im April 1934, bei dem die Lutheraner allein auftraten.
Dietrich Bonhoeffer war kein einsamer Ökumeniker. Sein Lehrer war der Berliner Theologieprofessor Adolf Deissmann, der die Konferenz für ökumenische Zusammenarbeit der Professoren der Theologie leitete. Sie ist nicht bekannt, weil sie sich vermutlich auf Betreiben der Nazis auflösen musste.
Es gibt also keine einsamen Helden im Kirchenkampf.
Am 21. Januar 1934 hat sich in Niederstetten Pfarrer Hermann Umfrid das Leben genommen, weil er im Gottesdienst des letzten Januarsonntags zur einjährigen Wiederkehr der nationalsozialistischen Machtergreifung ein Ja zum Nationalsozialismus aussprechen sollte. Heute noch ist es im Oberkirchenrat in der Gänsheidestraße so, dass von Personen aus dieser Zeit mit Theophil Wurm nur die Person berücksichtigt ist, die für den Tod von Umfrid verantwortlich ist, aber nicht die beiden Umfrids. Vater Otto Umfrid war als Mitgründer, 2. Vorsitzender und Chefdenker der Deutschen Friedensgesellschaft 1914 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Der Jüdische Nationalfonds Frankfurt fördert Bäume für Hermann Umfrid bei Beersheba
Amerikanische Juden, die aus Niederstetten stammen, bzw. deren Nachfahren haben in einem Hain bei Beersheba im wüstenhaften Süden Israels 100 Bäume im Gedenken an Hermann Umfrid pflanzen lassen. Damit der israelitische Staat eine Gedenktafel anbringt, müssen allerdings 1000 Bäume gepflanzt werden. Es wäre schön, wenn nun auch Deutsche in diese Sache einsteigen und beim Jüdischen Nationalfonds in Frankfurt Bäume für Hermann Umfrid spenden. Sie erhalten dafür dann von diesem Fonds ein Gedenkblatt.
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